Busdorfkirche

Wie wollen wir feiern?

Zur Frage nach Qualität und Qualitätssicherung im Gottesdienst

Von Prof. Dr. Winfried Haunerland, München

2018 Umfrage der EKD zum Gottesdienst, denn schließlich gehöre der zum Kerngeschäft der Kirche.

Unser Thema ist nicht das Zueinander von Gottesdienst, Verkündigung, Nächstenliebe und anderen Ausdruckformen des Glaubens. Aber ohne Zweifel gehört der Gottesdienst auch statistisch zu den zentralen Veranstaltungen der Kirchen, also zum ,,Kerngeschäft“. Und das Kerngeschäft einer Institution verlangt höchste Aufmerksamkeit. Denn wenn sie dort schwach wird, kann das schnell Konsequenzen für die gesamte Organisation haben.

1. Was meinen wir, wenn wir von Gottesdienst reden?

Gottesdienstformen und Anlässe:

  • Sonntägliche Messfeier und andere regelmäßige Gemeindegottesdienste
  • Sakramentenfeiern und andere anlassbezogene Gottesdienste (Kasualgottesdienste)

2. Welche Erwartungen sind mit dem Gottesdienst und mit einem guten Gottesdienst verbunden?

Erwartungen an den Gottesdienst nach Paul Michael Zulehner: Gottvoll und erlebnisstark.

a) Gottvoll – aber ob es zur Begegnung des Einzelnen mit Gott kommt, ist weder machbar noch messbar.

b) Erlebnisstark – empirisch kann man nach humanen Wirkungen fragen (Wirkungsästhetik der Liturgie [StPaLi 44])

Die Erwartungen sind vielfältig und nicht einheitlich.

a) Anthropologische Erwartungen an den Gottesdienst: erbauend, tröstend, hilfreich, professionell, authentisch, besinnlich, zum Engagement motivierend etc.

b) Theologische Erwartungen: Rechtgläubig, katholisch, ökumenisch, Gottesbegegnung, den Einzelnen zum Beten motivierend, Gemeinde aufbauend, ordentlich (also rituell korrekt), lebendig (sich vom Ritus emanzipierend).

3. Was kann Qualität von Gottesdienst bedeuten? Inwiefern ist Qualitätssicherung ein sinnvolles Ziel?

a) Gottesdienst ist eine untrennbare Einheit von äußerem Tun und innerem Geschehen. Das innere Geschehen ist allerdings nicht machbar (s. o.)

b) Qualität und Qualitätssicherung als Handlungsprogramm kann sich von daher nur auf die äußere Gestalt und damit auf die Gestaltungsaufgabe beziehen.

4. Handlungs- und Gestaltungsfelder

a) Vielfalt gottesdienstlichen Lebens

b) Verlässlichkeit, Erwartbarkeit, Identität

c) Umgang mit liturgischen Regeln

d) Gottesdienst als gemeinschaftliche Feier in unterschiedlichen Rollen

e) Sprache und Sprechen im Gottesdienst

f) Gesang und Musik

g) Bewegung und Handeln im Raum

h) Symbole und gottesdienstliche Ästhetik

5. Subjektive und objektive (intersubjektive) Kriterien

a) Objektiv schlecht sind undeutliche Aussprache, dreckige Paramente, welke Blumen, Unpünktlichkeit u. ä.

b) Viele Kriterien haben starke subjektive Anteile und sind deshalb Machtfragen oder Aushandlungssache.